Bestimmt haben Sie schon einmal irgendwo vom Toxischen Schocksyndrom gehört. Dieser Artikel verrät Ihnen alles, was Sie über diese Erkrankung wissen müssen: was es ist, wodurch es ausgelöst wird, wer daran erkranken kann, welche Symptome auftreten, was TSS überhaupt bedeutet und wie Sie das Risiko einer Erkrankung mindern können.
Ursachen und grundlegende Informationen
Was ist TSS (oder: Toxisches Schocksyndrom)?
Das Toxische Schocksyndrom (oder kurz TSS) ist eine seltene, aber ernsthafte, sogar lebensbedrohliche Erkrankung, die von Giftstoffen des Bakteriums Staphylococcus aureus ausgelöst wird. Obwohl diese Erkrankung nur höchst selten auftritt – TSS-Fälle sind so ungewöhnlich, dass es die meisten Ärzte in ihrer gesamten Laufbahn nicht ein einziges Mal damit zu tun bekommen –, ist es dennoch sehr wichtig, über die Krankheit Bescheid zu wissen, damit Sie im Fall der Fälle etwas dagegen tun können. TSS lässt sich zum Glück erfolgreich diagnostizieren und behandeln, allerdings müssen die Symptome dazu frühzeitig erkannt und angegangen werden.
Im Jahre 1978 wurde das Toxische Schocksyndrom laut Erkenntnissen aus einer klinischen Studie mit sieben Kindern zum ersten Mal benannt und beschrieben – von Dr. James Todd, der der Krankheit auch ihren englischen Namen gab, nämlich „Toxic Shock Syndrome“. Ähnliche Fälle wurden bereits zuvor in der medizinischen Literatur erwähnt, sogar noch lange bevor Körperhygieneprodukte auf den Markt kamen. Neben Frauen können auch Männer und Kinder gleichermaßen an TSS erkranken. Obwohl die ersten Fälle des Toxischen Schocksyndroms vor allem bei Frauen dokumentiert wurden, die während ihrer Periode Tampons benutzten, treten heutzutage weniger als die Hälfte aller Erkrankungen im Zusammenhang mit dieser Hygienemethode auf. Das Syndrom kann auch bei Hautinfektionen, Verbrennungen und nach Operationen auftreten, auch Kinder, Frauen nach den Wechseljahren und Männer treffen.
Wodurch wird TSS verursacht?
TSS wird durch bestimmte Giftstoffe ausgelöst, die das Bakterium „Staphylococcus aureus“ (vielleicht eher unter der Bezeichnung „Staphylokokken“ bekannt) produziert. Diese Bakterien sind Mikroorganismen, die wie viele andere Bakterien ganz normal im oder auf dem Körper gesunder Menschen leben – üblicherweise auf der Haut, in der Nase, den Achselhöhlen, der Leistengegend und in der Scheide. Tatsächlich ist es so, dass gut ein Drittel aller Menschen diese Bakterien auf oder im Körper mit sich herumträgt, ohne dass dadurch gesundheitliche Probleme verursacht werden. Allerdings kann es bei sehr wenigen Menschen vorkommen, dass bestimmte Bakterienstämme dieses Organismus ein Toxin produzieren, also einen Giftstoff, der TSS auslösen kann. Bei den meisten Menschen sorgen Antikörper im Blut dafür, dass solche Toxine nichts Schlimmes anrichten können.
Was hat TSS mit der Verwendung von Tampons zu tun?
Bei der Entwicklung einer TSS-Erkrankung spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, Tampons sind nur einer davon. Allerdings wissen wir bis heute nicht genau, wie genau die Verwendung von Tampons mit TSS-Erkrankungen in Verbindung steht. Dennoch belegen Forschungsergebnisse, dass das Risiko einer TSS-Erkrankung in Verbindung mit Tampons etwas mit der Saugfähigkeit zu tun hat: Je größer die Saugfähigkeit des Tampons (also dessen Flüssigkeitsaufnahme), desto größer das Risiko einer Erkrankung. Umgekehrt gilt: Je geringer die Saugfähigkeit, desto geringer fällt auch das Risiko aus. Aus diesem Grunde sollten Sie sich grundsätzlich für die geringste Saugfähigkeit entscheiden für Ihre Bedürfnisse. Dies hängt natürlich von der Stärke Ihrer Menstruation ab.
Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Materialien, aus denen Tampons heutzutage hergestellt werden, die Produktion TSS-auslösender Toxine verstärken oder gar anregen. Auch konnte nicht festgestellt werden, dass Tampons als Nährboden für das Staphylococcus-aureus-Bakterium dienen oder dessen Ansiedlung in der Scheide begünstigen.
Ich habe gehört, dass TSS bei der Verwendung von Tampons aus 100 % Baumwolle kaum oder gar nicht auftritt. Stimmt das?
Nein, das stimmt nicht. Bei sämtlichen Tampons, die derzeit angeboten werden, besteht eine geringe TSS-Gefahr. Das gilt auch für Tampons, die zu 100 % aus Baumwolle bestehen. Tatsächlich geht aus aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen hervor, dass bei Tampons aus Kunstseide und Baumwolle ein ganz ähnliches TSS-Risiko besteht. Welchen Tampon Sie auch benutzen – in jedem Fall ist es nicht verkehrt, über die TSS-Anzeichen und -Symptome Bescheid zu wissen. Falls Sie solche Symptome bei der Verwendung eines Tampons bemerken, nehmen Sie den Tampon heraus und wenden sich an Ihren Arzt.
Ich habe gelesen, dass man TSS nicht bekommen kann, wenn man eine Menstruationstasse benutzt. Warum benutzen Frauen dann nicht einfach so etwas?
Für Sie als Frau ist es sehr wichtig zu wissen, dass TSS in Verbindung mit sämtlichen Produkten auftreten kann, die in die Scheide eingeführt werden; also mit Tampons, Diaphragmen (Pessaren), Verhütungskappen – und auch Menstruationstassen. Wenn Sie solche Produkte benutzen, ist es wichtig, auf Anzeichen und Symptome von TSS zu achten. Falls Symptome auftreten sollten, nehmen Sie das entsprechende Produkt heraus und begeben sich in ärztliche Behandlung.
TSS-Symptome und -Fakten
Welche Symptome treten auf, wenn TSS von Tampons verursacht wird?
Die Symptome des Toxischen Schocksyndroms können stark an eine Grippe erinnern. Falls Sie TSS-Symptome in Verbindung mit Tampons bemerken und sich krank fühlen, nehmen Sie den Tampon SOFORT heraus, gehen unverzüglich zum Arzt und teilen diesem mit, dass Sie eine TSS-Erkrankung befürchten.
Hier die hauptsächlichen Anzeichen, die auf eine TSS-Erkrankung hindeuten können:
- Plötzlich auftretendes Fieber (gewöhnlich 39 °C und mehr)
- Verwirrung
- Krämpfe
- Erbrechen
- Durchfall
- Schwindel
- Niedriger Blutdruck
- Leber- und Nierenversagen
- Hautreizungen wie bei einem Sonnenbrand
- Muskelschmerzen
- Halsschmerzen
- Ohnmachtsanfälle oder das Gefühl, beim Aufstehen das Bewusstsein zu verlieren
- In fortgeschrittenen Stadien der Krankheit kann sich die Haut abschälen (dies tritt 1 – 2 Wochen nach den Hautreizungen auf, betrifft besonders die Handflächen und Fußsohlen)
Jedes einzelne dieser Symptome kann auf eine TSS-Erkrankung hinweisen. Grundsätzlich müssen nicht sämtliche Symptome auftreten, gewöhnlich aber bleibt es nicht bei einem einzigen Symptom. Menstruations-TSS kann jederzeit im Verlauf der Periode oder kurz danach auftreten.
Da es sich bei TSS um eine sehr seltene Erkrankung handelt, gibt es noch nicht viele Erkenntnisse zu möglichen Langzeitfolgen nach der Genesung. Wenn die Krankheit richtig diagnostiziert und behandelt wird, erfreuen sich die meisten Menschen einer vollständigen Genesung. Wie bei vielen anderen ernsthaften Erkrankungen kann es zu Veränderungen der Haut, der Haare und Nägel kommen; solche Veränderungen bilden sich aber bald wieder zurück. Ein kleiner Anteil der Betroffenen leidet unter Muskelschwäche und psychischen Problemen wie Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche und Stimmungsschwankungen. Fruchtbarkeit im Allgemeinen sowie die Möglichkeit einer Schwangerschaft scheinen nicht von der Erkrankung beeinträchtigt zu werden. Allerdings sollten Sie Ihren Arzt grundsätzlich über eine vorherige TSS-Erkrankung informieren, damit Sie entsprechend richtig überwacht werden können.
Kann TSS jeden treffen?
Leider ja. Frauen, Männer und Kinder – bei jedem besteht ein gewisses TSS-Risiko. Kinder und jüngere Menschen sind deutlich gefährdeter als Ältere, da das Spektrum der nötigen Antikörper in jungen Jahren oftmals noch nicht vollständig entwickelt ist.
Etwa die Hälfte aller bekannten Fälle traten durch Infektionen nach Verbrennungen, Insektenstichen oder Operationen auf. Die andere Hälfte entfällt auf Frauen in der Menstruation; diese Variante der Erkrankung wird gelegentlich auch als „Tamponkrankheit“ bezeichnet.
Dabei ist es auch wichtig zu wissen, dass das Toxische Schocksyndrom nicht ansteckend ist.
Ist TSS ansteckend?
Ein klares Nein. Sie können sich das Toxische Schocksyndrom also nicht bei jemand anderem einfangen.
Kann man TSS mehr als einmal bekommen?
Leider ja. Auch wenn Sie zuvor bereits einmal unter TSS gelitten haben, bedeutet dies nicht, dass es nicht noch einmal auftreten kann. TSS kann wiederholt vorkommen; dies liegt hauptsächlich daran, dass der Betroffene nicht genügend Antikörper produzieren kann. Wenn Sie als Frau zuvor bereits an TSS erkrankten, sollten Sie zunächst Ihren Arzt um Rat fragen, bevor Sie wieder Tampons verwenden.
Behandlung und Vorbeugung
Wie lässt sich das Toxische Schocksyndrom behandeln?
Nach frühzeitiger Diagnose lässt sich das Toxische Schocksyndrom je nach Symptomen erfolgreich mit Rehydration, Antibiotika und anderen geeigneten Medikamenten behandeln.
Sofern TSS frühzeitig erkannt und die richtige Behandlung eingeleitet wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit einer gänzlichen Genesung. Tatsächlich gibt es nicht viele Fälle, in denen die Erkrankung einen tödlichen Verlauf nahm.
Die meisten Stämme des Bakteriums Staphylococcus aureus produzieren keine Toxine, die TSS verursachen können. Solche Giftstoffe werden nur von ganz bestimmten Bakterienstämmen ausgeschüttet. Darüber hinaus bedeutet das reine Vorhandensein eines Stammes, der diese Toxine produziert, noch lange nicht, dass es tatsächlich zu einer TSS-Erkrankung kommt. Vielmehr belegen zahlreiche Studien, dass das Auftreten von TSS sehr unwahrscheinlich ist, obwohl solche Bakterien sehr häufig vorkommen. Wovon hängt es also ab, ob es zu einer TSS-Erkrankung kommt? Hauptsächlich davon, ob es genügend Antikörper gibt, die es erfolgreich mit diesen Toxinen aufnehmen können. Die meisten Frauen, wenngleich auch nicht alle, tragen genügend Antikörper in sich, um diesen Toxinen keine Chance zu geben.
Was sollte ich tun, wenn ich solche Symptome bei mir bemerke?
Falls Sie Symptome bei sich feststellen und einen Tampon verwenden, nehmen Sie den Tampon sofort heraus, benutzen stattdessen eine Damenbinde. Suchen Sie Ihren Arzt auf, lassen Sie diesen wissen, dass Sie Tampons benutzen, sich Gedanken über eine mögliche TSS-Erkrankung machen. Es kommt darauf an, TSS so früh wie möglich auszuschließen, oder im Fall der Fälle so schnell wie möglich mit der Behandlung des Toxischen Schocksyndroms zu beginnen.
Wie lässt sich das Risiko einer TSS-Erkrankung mindern?
Das Risiko einer TSS-Erkrankung im Verlauf der Menstruation lässt sich senken, indem Sie ein paar Tipps bei der Benutzung von Tampons anwenden:
Wechseln Sie Ihren Tampon regelmäßig und häufig, alle 4 – 8 Stunden. Verwenden Sie einen Tampon nie länger als 8 Stunden. Benutzen Sie immer einen Tampon mit der geringsten, aber noch ausreichenden Saugfähigkeit. Dies hängt natürlich von der Stärke Ihrer Periode ab. Achten Sie auch immer darauf, den alten Tampon herauszunehmen, bevor Sie einen Neuen benutzen. Das ist zwar selbstverständlich, aber manchmal ist man einfach in Gedanken. Vergessen Sie auch nicht, den letzten Tampon am Ende der Periode herauszunehmen. Tampons sind ausschließlich dazu gedacht, Ihr Menstruationsblut aufzunehmen. Missbrauchen Sie Tampons nicht als Schutzmittel kurz vor der Periode, auch nicht als Mittel, um Ausfluss aufzunehmen. Es ist immer eine gute Idee, im Laufe der Periode mindestens einmal pro Tag eine Damenbinde statt Tampons zu benutzen, am besten in der Nacht. Wenn Sie nachts lieber Tampons verwenden, sollten Sie unbedingt darauf achten, gleich vor dem Schlafengehen einen frischen Tampon zu benutzen, den Sie nach dem Aufstehen wieder entfernen. Benutzen Sie niemals Tampons über Nacht, wenn Sie länger als 8 Stunden schlafen.
In der mitgelieferten Anleitung, dem „Beipackzettel“, informieren Sie Tamponhersteller über TSS und den richtigen Einsatz von Tampons. Diese Informationen werden regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Daher ist es wichtig, sich den „Beipackzettel“ immer wieder anzuschauen, auch wenn Sie meinen, schon alles zu kennen. Am besten bewahren Sie diese Informationen auch auf, damit Sie später noch einmal nachschauen können.
Wie wähle ich einen Tampon mit der richtigen Saugfähigkeit?
Beim Verwenden von Tampons ist es sehr wichtig, die geringste Saugfähigkeit zu wählen, natürlich passend zu Ihrer Periodenstärke. Da sich die Flüssigkeitsmenge im Verlauf der Periode ändert, ist es recht wahrscheinlich, dass Sie an verschiedenen Tagen Ihrer Periode auch Tampons mit unterschiedlicher Saugfähigkeit benötigen.
Die Auswahl eines Tampons mit genau der richtigen Saugfähigkeit bekommen Sie früher oder später durch Erfahrung und Intuition in den Griff. Als Faustregel gilt: Wenn Sie Ihren Tampon öfter als alle 4 Stunden wechseln müssen, ist es Zeit für einen Tampon mit mehr Saugfähigkeit, der also mehr Flüssigkeit aufnehmen kann. Wenn das Herausnehmen des Tampons jedoch unangenehm oder der Tampon noch teilweise weiß ist, bedeutet dies, dass Sie sich für einen Tampon mit einer geringeren Flüssigkeitsaufnahme entscheiden sollten.
Verwenden Sie einen Tampon nie länger als 8 Stunden.